„Berlin ist eine Reise wert!“ Das meinten übereinstimmend 54 Schülerinnen und Schüler der Bischöflichen Realschule, die bis zum Fronleichnams-Wochenende für vier Tage das Klassenzimmer mit Deutschlands Hauptstadt getauscht haben. Zusammen mit den Begleitern Dr. Gudrun Großkopff, Ilka Kaiser, Thomas Lins und Dean Stammkötter erlebten die Neunt- und Zehntklässler aus zwei sozialwissenschaftlichen Kursen ein abwechslungsreiches Programm: Kurfürstendamm, Fernsehturm am Alexanderplatz, Gendarmenmarkt, Brandenburger Tor und Potsdamer Platz fehlten als touristische Highlights dabei ebenso wenig wie ein Besuch des Reichstages mit seiner faszinierenden Kuppel. Auf Einladung der grünen Bundestagsabgeordneten Maria Klein Schmeink aus Münster besuchte der 10sw-Kurs den Bundestag. Der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Bernhard Daldrup hatte den 9sw-Kurs nach Berlin eingeladen. In den politischen Gesprächen lernten die Jugendlichen die Arbeitsweise des Parlaments und der Abgeordneten kennen und bekamen Einblicke in die jeweiligen Fachgebiete von Klein Schmeink und Daldrup.

Tiefe Eindrücke gab es für den Kurs auch bei der Begegnung mit der DDR-Vergangenheit: Im ehemaligen Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen konnten die Zehntklässler bei einer Führung erfahren, mit welch perfiden Methoden in der vierzigjährigen DDR-Geschichte die Stasi gezielt Menschen observierte und „Klassenfeinde“ systematisch diskreditierte. Am historischen Ort konnten drei Historiker den Neunt- und Zehntklässlern deutlich machen, wie erniedrigend die Vorgehensweise der Stasi war und wie ohnmächtig sich die Häftlinge fühlten. Noch heute litten viele ehemalige Häftlinge an den posttraumatischen Erfahrungen der Psycho-Folter. Ein Historiker berichtete, dass geplante Versöhnungstreffen ehemaliger Insassen und Wärter noch immer nicht zustande kämen. Die oft auch heute in Reichweite des Gefängnisses wohnenden Täter würden sich einem Dialog verweigern.

Nach der Berlinfahrt zogen nicht nur die Schüler eine durchweg positive Bilanz. Auch die Lehrer waren sich einig, dass die vier Tage äußerst lohnend waren. Thomas Lins als Kursleiter der beiden SW-Kurse: „Solche dichten Erfahrungen wie beim Besuch des Reichstags, am Brandenburger Tor oder in Hohenschönhausen kann man im normalen Schulunterricht gar nicht erreichen!“