„Endlich mal was Positives“ – So lautet der Titel eines Buches von Matthias Gerschwitz, der mit seinem Buch und seiner Geschichte zu einer Lesung in der Bischöflichen Realschule zu Gast war. Der Titel des Buches ist durchaus doppeldeutig gemeint, denn Gerschwitz ist seit 1994 HIV-positiv. Immer wieder liest Gerschwitz Passagen aus seinem autobiografischen Buch, aber genauso oft spricht er die Acht- und Neuntklässler direkt an. Denn der 1959 geborene Gerschwitz hat eine Botschaft: Er mahnt die Jugendlichen, dass der Schutz bei Sexualkontakten mit Kondomen wichtig ist. Gleichzeitig demonstriert er glaubwürdig, dass ein Leben als „Positiver“ lebenswert ist: „Ich bin gut mit Medikamenten eingestellt, kann leben, feiern, lachen, arbeiten und ein reiches Leben führen.“ Denn eine HIV-Infektion sei zwar auch heute noch nicht heilbar, aber kein Todesurteil mehr. „HIV-Patienten können heute durch Medikamente so eingestellt werden, dass die Viren-Last unter der Nachweisgrenze liegt und man keinen mehr anstecken kann“, führt Gerschwitz aus. Damit will er keinesfalls das Thema HIV und AIDS verharmlosen. „Ungefähr 13.000 Menschen leben in Deutschland als HIV-Positive und wissen es nicht“, antwortet er auf die Frage eines Schülers. Nach Angaben der Deutschen AIDS-Hilfe leben rund 88.000 Menschen alleine in Deutschland mit HIV, jedes Jahr kämen noch heute in Deutschland 3.000 Menschen dazu.

„Nachdem ein Arzt mir mitleidsvoll die Diagnose HIV-positiv mitgeteilt hat, habe ich mich erstmal bei Freunden ausgeheult“, erzählt er von seiner eigenen Erfahrung, „das ist aber mittlerweile fast ein Vierteljahrhundert her.“ Lachend und provozierend zugleich fragt er die Schülerinnen und Schüler: „Sehe ich heute aus wie ein typischer AIDS-Kranker mit dünnen Beinen und eingefallenem Körper?“

Mit Lockerheit, Witz, aber auch der notwendigen Ernsthaftigkeit zieht Gerschwitz die Zuhörer in seinen Bann und vermag es, die Vierzehn- und Fünfzehnjährigen auch bei der öffentlich weithin tabuisierten Thematik Sexualität anzusprechen.

Biologielehrerin Heike Konersmann dankt am Ende nicht nur Gerschwitz, sondern auch der AIDS-Hilfe Ahlen für die Organisation und der Sparkasse als Sponsor für die Veranstaltung: „Zwei der Bücher von Matthias Gerschwitz habe ich direkt für unsere Schülerbücherei bestellt. Da können die Schüler dann selber alles nachlesen.“