Am Ende der Projekttage zum Thema Nationalsozialismus an der Bischöflichen Realschule stellten die einzelnen Gruppen in einem Museumsgang ihre Ergebnisse vor.

In dem Projekt „Widerstand im Stillen“ von Pia Niemeyer ging es um den blinden Bürsten- und Besenfabrikant Otto Weidt. In seiner Werkstatt beschäftigte Weidt in Berlin hauptsächlich gehörlose und blinde Juden. „So erlebte er auch die sich immer weiter zuspitzende antisemitische Vorgehensweise in der Zeit des Nationalsozialismus“, erklärt Niemeyer. „Wir haben im Projekt festgestellt, dass Weidt großen Anteil am Schicksal seiner Mitarbeiter nahm, was für ihn selbst auch persönlich gefährlich war.“ Die Gruppe arbeitete heraus, dass Weidt sich während des Holocaust schützend vor seine jüdischen Mitarbeiter stellte und mehreren Juden das Leben rettete. Posthum wurde er 1971 als Gerechter unter den Völkern geehrt. Für uns Heutige gelte nicht nur die Frage „Wie hätte ich mich verhalten“, sondern auch die aktuelle Frage: „Wie soll ich mich jetzt verhalten, wenn etwa Tendenzen gegen die Menschenwürde erkennbar sind?“

Mit der Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“ um Sophie Scholl beschäftigte sich die Projektgruppe von Catrin Robert. „Sophie Scholl ist wohl eines der bekanntesten Beispiele für Zivilcourage und Widerstand gegen das Nazi-Regime“, erläutert Robert, „auf Flugblättern rief die Weiße Rose zum Widerstand auf. Sophie Scholl und ihr Bruder Hans bezahlten die Veröffentlichung ihrer Meinung mit dem Leben.“ Um sich dem Thema zu nähern, untersuchten die Zehntklässler den Film „Sophie Scholl“. Sie arbeiteten heraus, was im Film Fiktion und was Wirklichkeit ist und dass bewusst filmische Mittel eingesetzt werden, um die Thematik kinotauglich zu machen.

Ebenfalls um Widerstand ging es im Projekt von Dorothee Renger: „Swing tanzen verboten!?“ In der Jugendkultur des Swing-Tanzens wurde die Ablehnung gegenüber dem NS-Regime durch das Hören amerikanischer Swing-Musik zum Ausdruck gebracht. Für die Nationalsozialisten war dies entartete Musik, die verboten wurde. Obwohl die Swing-Jugendlichen sich oftmals selbst als unpolitisch bezeichneten, führten ihre Einstellung und ihre Musik zu massiver Verfolgung und Repressalien. Dieses reichte von Schulverweisen bis hin zu Schutzhaft und Einweisung in Konzentrationslager. „Im Projekt haben wir untersucht, warum sich der NS-Staat von tanzenden Jugendlichen so bedroht fühlte“, berichtet Renger, „und es ging auch um die Frage, ob Kleidung und Musik auch heute noch für Jugendliche ein adäquates Mittel zum Protest sein können.“

Propaganda, Populismus und Demagogie von der NS-Zeit bis in die Gegenwart bearbeitete die Projektgruppe von Stefan Jaunich: „Joseph Goebbels als Propagandaminister wollte die Medien kontrollieren und gängeln, um die Menschen zu beeinflussen“, erklärt Jaunich, „alles mit dem Ziel, Hitler in ein vorteilhaftes Licht zu rücken und den politischen Gegner zu diffamieren.“ Die Gruppe untersuchte, wie Goebbels dabei vorgegangen ist und wie das Propagandaministerium arbeitete. „Wichtig war uns zu untersuchen, welche Relevanz die Ergebnisse für heute haben“, sagt Jaunich, „folgerichtig haben wir auch aktuelle politische Reden auf ihr Manipulationspotential und ihre Diffamierungsversuche untersucht.“

Mit lokalem Bezug arbeitete die Gruppe von Beatrix Fahlbusch. In ihrem Projekt ging es um das Schicksal der jüdischen Familie Elsberg in Warendorf. Fahlbusch freut sich, dass sie Dr. Ekkehard Gühne als promovierten Historiker und ausgewiesenen Fachmann für jüdische Geschichte in Warendorf für die Mitarbeit in ihrer Gruppe gewinnen konnte. Die Schüler arbeiteten an den historischen Quellen heraus, dass die jüdische Familie erst weit verzweigt war und zuerst in Beelen, Oelde und Westkirchen wohnte, später aber dann in Warendorf ansässig war. Bekannt wurde die Familie vor allem durch das gleichnamige Kaufhaus an der Ecke Münsterstraße – Freckenhorster Straße zu Beginn des letzten Jahrhunderts. „Im Projekt haben wir untersucht, wie sich der Antisemitismus nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten auf die Mitglieder der Familie auswirkte“, berichtet Fahlbusch, „einige haben sich vor allem durch Emigration in die USA retten können, andere wurden Opfer des Massenmords.“ Gühne lobt das gute Miteinander der Schüler in der Arbeitsgruppe. Fahlbusch und Gühne ist es wichtig zu zeigen, dass Antisemitismus und Judenverfolgung nicht irgendwo in Deutschland passierten, sondern auch ganz konkret hier in Warendorf.