„Haben Sie bei all Ihrem Engagement überhaupt noch Freizeit?“ Diese Frage stellt Nina Milke aus der Klasse 9c der Bischöflichen Realschule dem Bundestagsabgeordneten Reinhold Sendker. Denn der heimische CDU-Abgeordnete hatte sich trotz seines prall gefüllten Terminkalenders für einen Besuch der Klasse Zeit genommen. „Den Samstagabend und wenn möglich auch den Sonntag versuche ich mir freizuhalten“, erzählt Sendker. Darüber hinaus sei es gut, sich einige zusammenhängende Tage im Jahr freizuschaufeln und wegzufahren. „Den Schlüssel zu Hause umzudrehen ist wichtig, denn sonst guckt einen doch die Arbeit an“, ist Sendkers Erfahrung, der aber auch zugesteht: „Ohne die Unterstützung der Familie ist eine solche Terminfülle nicht zu leisten.“ Sendker erzählt von seinem Werdegang vom Berufskolleglehrer und CDU-Fraktionsvorsitzenden in Ennigerloh bis zum Bundestagsabgeordneten. Sein politisches Ziel jetzt sei der Einsatz für die Interessen des ländlichen Raums. Als Beispiel nennt Sendker den Busverkehr und greift damit eine Frage von Rieke Vennemann auf: „Für den ÖPNV müssen sich die Kreise engagieren“, ist Sendker überzeugt, „denn Busverkehr kann nicht allein privatwirtschaftlich gelöst werden, da sonst private Busunternehmen nur noch die stark frequentierten Linien bedienen.“

Melina Uhkötter möchte gern wissen, wie Sendker zur aktuellen Flüchtlingspolitik steht. „Ich halte nichts von Obergrenzen oder vom Dichtmachen der Grenzen in Deutschland“, betont Sendker, deutlich mehr Entwicklungshilfe sei aber notwendig, um die Probleme vor Ort in den Fluchtländern zu lösen. „Das Asylrecht gilt für Menschen, denen die Bomben um die Ohren geflogen sind. Da kann es keine Obergrenzen geben“, ist Sendker einer Meinung mit der Position der Kanzlerin, „allerdings werden wir nicht alle aufnehmen können, die Wirtschaftsflüchtlinge sind.“ Grundsätzlich sei Zuwanderung bei der niedrigen Geburtenrate in Deutschland notwendig, meint Sendker, „aber das haben die Menschen an den vielen Stammtischen schon wieder vergessen.“

Ob denn die Türkei Mitglied der EU werden sollte, möchte Julie-Sophie Abeck wissen. Sendker wird deutlich: „Bei diesem Präsidenten ist mir die Lust dazu vergangen!“ Er plädiere vielmehr für eine privilegierte Partnerschaft: „Viele Befürworter eines EU-Beitritts sind angesichts der Ereignisse der letzten Zeit in der Türkei ruhiger geworden.“

Den amerikanischen Präsidenten-Wahlkampf brandmarkt Sendker als minderwertig und widerwärtig und äußert die Befürchtung, dass die Gesellschaft gespalten werde.

Zu allen Fragen der interessierten Neuntklässler kann sich Sendker ausführlich äußern, sodass die angesetzten 60 Minuten schnell überschritten sind. „Wir sind von unserem heimischen Abgeordneten nach Berlin in den Bundestag eingeladen worden“, erläutert Klassenlehrer Thomas Kisker den Grund des Besuchs an der BRS, „da er aber selbst während unseres Aufenthalts nicht in Berlin war, findet das Gespräch in der Schule statt.“

Sendker nennt Termine wie diese „Briefing im Wahlkreis“ und findet sie enorm wichtig, um immer wieder ein Feedback zu bekommen: „Denn von Haus zu Haus kann ich ja bei der Größe des Wahlkreises nicht gehen“, lacht er und sagt, dass stattdessen jetzt Bürgersprechstunden oder Infostände auf Marktplätzen ein probates Mittel des Kontakts zu den Wählern seien.

Reinhold Sendker…

…in der 9c