Bundespolitik live an der Bischöflichen Realschule! Die Bundestagsabgeordnete Maria Klein-Schmeink aus Münster war zu Besuch bei der Klasse 9b. „Wir sind von der Abgeordneten nach Berlin in den Bundestag eingeladen worden“, erläutert Klassenlehrer Thomas Lins, „da sie aber selbst während unseres Besuchs im September nicht in Berlin war, findet das Gespräch in der Schule statt.“

Klein-Schmeink erzählt den Neuntklässlern kurz ihren biografischen Werdegang von einem Bauernhof mit vielen Geschwistern in der Nähe von Bocholt: „Für mich als Kind war die Chance außergewöhnlich, das Gymnasium in Bocholt zu besuchen“, erzählt sie, „dass ich einmal hauptamtlich Politik machen würde, habe ich mir damals und auch noch vor gut zehn Jahren nicht vorstellen können.“

Jetzt ist Klein-Schmeink seit zehn Jahren Bundestagsabgeordnete und Fachfrau der grünen Bundestagsfraktion für Gesundheitspolitik. Die Fragen der Schüler aber kreisen vornehmlich um ganz andere, oft aktuelle Themen: Da geht es um den anstehenden Brexit, den Klein-Schmeink für einen ganz großen Fehler hält, um ihre Präsenz in den Nachrichten, um den Ablauf von Sitzungen in Berlin oder um den Kohleausstieg. Klein-Schmeink nimmt sich Zeit, geht intensiv auf die Fragen ein und wird immer wieder auch persönlich: „Ich finde es super, dass es das Engagement der jungen Leute um Greta Thunberg gibt“, antwortet sie auf eine Frage von Nele Müller nach den „Fridays for future“-Demonstrationen: „Die jungen Leute machen endlich Druck und der Politik Beine bei der Klimapolitik.“ Malik Kojak fragt nach und möchte wissen, ob denn alle Leute ein E-Auto haben sollten. Da ist Klein-Schmeink als Fachfrau für Gesundheit in ihrem Element und antwortet: „Zu-Fuß-Gehen und Radfahren sollten auf kurzen Distanzen Priorität haben, auch wegen des Bewegungsmangels vieler Menschen.“ Das sei gesund und verursache keinerlei CO2-Emissionen. Danach komme der ÖPNV. „Und wenn man unbedingt ein Auto braucht, dann sollte es ein E-Auto sein.“ Sie selbst habe gar kein eigenes Auto, könne vieles mit dem Fahrrad oder der Bahn erledigen und leihe sich manchmal ein Stadtteilauto in Münster. Beim Dieselbetrug großer deutscher Autofirmen wird sie deutlich: „Um mehr Schadstoffe ausstoßen zu können, ist bewusst manipuliert worden. Das ist ein Verbrechen, denn die Schadstoffe sind eindeutig gesundheitsgefährdend.“

Interessant für die Neuntklässler auch die Position der Grünen beim Thema Cannabis: „Wir sind schon lange für die Legalisierung von Cannabis“, erläutert Klein-Schmeink, „wir wissen aber natürlich auch, dass ausufernder Genuss gefährlich ist gerade für Jüngere, deren Gehirn noch in der Entwicklung ist. Deswegen erst ab 18 Jahren, nicht vorher.“ Für Volljährige sollte nach Meinung der Grünen eine kontrollierte Abgabe möglich sein. Die Gesundheitsexpertin begründet: „Wir wollen lieber aufklärende Arbeit leisten als Polizeikräfte zu binden, die das Problem sowieso nicht in den Griff bekommen können.“

Beim Thema AFD im Bundestag nimmt Klein-Schmeink kein Blatt vor den Mund. Auf die Frage von Luana Bergmann, ob sie irgendwelche Sympathien für die AFD habe, sagt sie klipp und klar: „Nein, ganz und gar nicht! Denn ich erlebe im Bundestag, dass die AFD anderen Menschen den Respekt verweigert. Das ist ganz fürchterlich.“ Nach Klein-Schmeinks Erfahrungen würden ständig Grenzen überschritten: „Die AFD-Abgeordneten machen nichts Konstruktives, es geht um Hass, es geht darum, die Demokratie zu schwächen. Ich wäre sehr froh, wenn sie nicht im Bundestag wären.“

Am Ende des Besuchs lobt die Abgeordnete die Klasse für ihr Interesse und das riesige Spektrum an Fragen. Die Neuntklässler bedanken sich mit Applaus für eine kurzweilige Stunde mit politischem Tiefgang.