Krippen werden in diesen Tagen in vielen Familien und Kirchen aufgebaut. An der Bischöflichen Realschule ist jetzt eine besondere Krippe entstanden. Die Klasse 9a mit Klassenlehrer Hendrik Kempe hatte die Idee, das eher idyllische Bild im Stall mit Ochs und Esel und dem Jesuskind zu verfremden: „Alle denken heute beim Weihnachtsgeschehen an Harmonie und Frieden“, erklärt Lena Stauvermann aus der 9a, „aber das passt mit der Realität in der Welt nicht zusammen.“ Maresa Meiners pflichtet ihr bei und ergänzt: „Wir möchten zeigen, dass der Weg bis zur Krippe mit vielen Stolpersteinen gepflastert ist.“ Und diese Steine haben es in sich: Sie sind beschriftet mit plakativen Schlagworten, die zum einen persönliche Tragödien bedeuten wie Tod, Krankheit, Mobbing oder Angst, zum anderen die Sorge um die ökologische Zukunft thematisieren. Dort stehen Begriffe wie Plastikmüll, Erderwärmung oder Kohlekraftwerke auf den Steinen. Ein dritter Bereich klagt gesellschaftliche Missstände an. Hier finden sich Steine mit der Aufschrift Rassismus, Krieg, Kinderarbeit, Terroranschlag oder Fake News. „All dies ergibt ein eindrucksvolles, düsteres Bild und einen wirklich steinigen Weg bis zur Krippe“, findet Schulseelsorger Jens Hagemann, der aber in Absprache mit der Klasse dem Krippenbild auch Hoffnung geben will: „Der Religionskurs der Klasse 10c von Maren Venherm hat Bibelstellen aus den Psalmen herausgesucht, die Gottes positive Zusage an uns verdeutlichen.“ Diese Psalmworte hat Hagemann redigiert und als kurze Sätze auf Schriftbänder drucken lassen. Jetzt umrahmen die Krippe fünf lange weiße Bänder mit Aufschriften wie „Ich will dir Hoffnung geben“ oder „Ich will dich aufrichten“.- „Vielleicht bewirkt die weihnachtliche Botschaft, dass uns ein Stein vom Herzen fällt“, hofft Hagemann tiefsinnig und denkt dabei natürlich an die vielen beschrifteten Steine, die uns Menschen belasten.

Der Clou der Krippe ist, dass das ganze Werk am besten von außen von der Von-Ketteler-Straße aus zu sehen ist. Der 9-Physikkurs von Thomas Kisker hat mit Hilfe von Hausmeister Rainer Bexte für eine entsprechende Beleuchtung gesorgt. „Wir freuen uns, wenn viele Spaziergänger auch über die Feiertage durch die Scheiben die Krippe in Augenschein nehmen“, sagt Hagemann  und schmunzelt: „Das Jesuskind wird tatsächlich auch erst Weihnachten in die Krippe gelegt.“